Brigitte Kunz Göldi
Reittherapeutin
Tiergestützte Therapie – was ist das genau? Wem kommt sie zugute, wie unterstützt sie? Zu meinem Therapie-Team gehören die Freiberger Stuten Lady und Calia sowie der Pudel Jasco. Die von mir angebotene Tiergestützte Therapie richtet sich an Jugendliche und Erwachsene mit psychischen Beeinträchtigungen wie Burnout, Depression, Trauma oder Angststörung. Die Therapie mit Tieren kann als ergänzende Therapie zur Psychotherapie eingesetzt werden.
Alle profitieren
In der Tiergestützten Therapie steht der Kontakt zum Pferd oder Hund, zu sich selbst und zur freien Natur im Vordergrund. Die Tiere bieten viele Möglichkeiten an. Wenn Patientinnen und Patienten mit Tieren «arbeiten», dann wirkt sich dieser Prozess (auch präventiv) gesundheitsfördernd aus. Der Kontakt zu Tieren ist insbesondere angst- und stressmindernd. Auch beeinflusst er das eigene Selbstbild in positiver Weise.
Mit den beiden ausgebildeten Pferden oder meinem Therapiehund begleite ich Patientinnen und Patienten, welche auf diese besondere Weise Erfahrungen machen möchten. Tiere sind nicht wertend, sie sind sehr feinfühlig und den Menschen zugewandt.
Beziehungen mit Tieren aufbauen
Unsere Tiergestützte Therapie teilt sich in verschiedene Phasen auf. Am Anfang baue ich mit den Patienten eine Beziehung zum Pferd und/oder auch zum Hund auf. Es ist wichtig zu wissen, wie man mit den Tieren umgeht und auch, wie sich diese in bestimmten Situationen verhalten. Ein Teil ist ebenso, die Körpersprache der Tiere kennenzulernen und diese zu interpretieren.
Beim Spazieren gehen beobachten wir die Tiere, nehmen ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse wahr, streicheln sie auch, sprechen mit ihnen, geben ihnen Befehle, interagieren mit ihnen. So bauen wir Vertrauen auf und eigene Ängste ab.
Auf diese Phase folgt die Vertiefung, in der ich (zielorientiert) individuell auf die Bedürfnisse der Patienten eingehe. Jede Stunde gestalte ich individuell, es gibt kein Schema. Ausser, dass in der Therapie mit Pferden am Anfang Lady oder Calia begrüsst und bereit gemacht werden. Am Ende verabschieden wir sie. Diese letzte Phase ist sehr wichtig, haben doch die Patienten eine Beziehung zum jeweiligen Tier aufgebaut. Ich möchte ihnen dabei viel Raum geben, sich von Lady, Calia oder auch von Jasco zu verabschieden.
Vorschläge und Inputs
Mein Pudel ist lebhaft, verspielt, aufmerksam und liebt es zu schmusen. Oftmals wählen Patienten ihn aus, wenn sie selbst mit Hunden aufgewachsen sind oder aktuell zu Hause einen Hund haben und schöne Erfahrungen mit Hunden gemacht haben. Ich schlage ihnen verschiedene Übungen vor, die sie dann in ihrem eigenen Rhythmus erproben. Dabei unterstütze ich die Patienten und motiviere sie, die gemeinsame Aktivität zu reflektieren, um so klarer in ihrem Tun zu werden.
Während den Einheiten mache ich den Patientinnen und Patienten Vorschläge oder gebe ihnen Inputs für Übungen. Manche Patienten sind zu Beginn zurückhaltend, teilweise etwas ängstlich, getrauen sich kaum, das Tier zu berühren. Im Laufe der Zeit ändert sich dann vieles. Schon oft habe ich bei unserem Abschlussritual beobachtet, wie die Patienten das Pferd zärtlich umarmen.
Pferde halten uns den Spiegel vor
Pferde, so auch Lady und Calia, halten uns den Spiegel vor – so werden die Patientinnen und Patienten auf sich selbst aufmerksam. Pferde verstehen uns Menschen viel besser als umgekehrt. Sie sind in der Lage, feinste Zeichen der Körpersprache zu deuten. Ist man ängstlich? Ist man draufgängerisch? Kann man sich im Leben durchsetzen oder nicht? Wie direkt ist man selbst, wie schüchtern, wie unsicher? Ist der Klient beispielsweise nervös, reagiert das Pferd auch entsprechend darauf.
Das Pferd fordert immer wieder Klarheit ein, es möchte konkrete Anweisungen. Wenn jemand unsicher ist, dann weiss das Pferd nicht, was man von ihm will. Patienten lernen daraus, ihre Wünsche konkret zu formulieren. Das zeigt mir immer wieder, dass das Tun mit den Pferden die Patienten auch selbstbewusster macht.
Mal arbeiten wir geführt auf dem Pferd, mal vom Boden aus. Dabei machen wir Wahrnehmungs-, Konzentrations- und Koordinationsübungen, ebenso Vertrauens- und Entspannungsübungen. Das Pferd wird so zu einem realen Partner. Die Wärme und die Bewegung des Pferdes sprechen wohltuend den Gefühlsbereich der Patienten an. Das können ganz wertvolle Erfahrungen sein. Auch kann das Verarbeiten negativer Erfahrungen unterstützt werden.
Viele schöne Momente
Ich achte immer darauf, dass unsere Therapiestunden tier- und menschengerecht ablaufen. Es ist sehr wichtig, dass es allen Beteiligten immer gut geht. So erleben meine Patienten und ich in der Natur während den Tiergestützten Therapien viele kleine und schöne Momente.
Vielen wird während der Tiergestützten Therapie manches wieder bewusst, was in ihnen verschüttet war. In den Menschen zeigt sich, dass sie trotz Beeinträchtigung noch über viele Ressourcen verfügen. Das sind für uns alle wunderschöne und oft sogar heilsame Erfahrungen. Was für mich in der Therapie zählt, ist immer der Mensch und nicht eine Diagnose. Es freut mich, wenn es Patientinnen und Patienten manchmal gelingt, das in der Reittherapie erfahrene auch in ihren Alltag zu transferieren.
Nach Abschluss einer Therapiestunde erhalten die entsprechenden Stationen einen von mir verfassten Therapiebericht. Auf Wunsch oder bei Bedarf tausche ich mich auch mit dem behandelnden Psychiater aus.
Privatklinik MENTALVA
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